VERANSTALTUNGEN

DIE GEDANKEN SIND FREI, 28. - 30. APRIL 2023

Ausstellung des Berliner Künstlers Michal Lezian im Kunstraum Reuter

Michal Lezian - Interview mit dem Künstler

MALEREI ALS BEFREIUNGSSCHLAG

Die Ausstellung Die Gedanken sind frei des 43-jährigen Malers Michal Lezian findet im Rahmen der Gallery Weekend Berlin vom 28. bis 30. April 2023 im Kunstraum Reuter statt.  Die IAFF traf den gebürtigen Polen in seiner Heimat Neukölln, um mehr über ihn zu erfahren.

Jill Sandjaja (IAFF): Ihre Ausstellung heißt Die Gedanken sind frei. Warum und an welchem Thema arbeiten Sie gerade?

Michal Lezian: Ich arbeite an dem Thema Freiheit. In den vergangenen Jahren war ich auf vielen Demonstrationen, und dort wurde regelmäßig das Lied Die Gedanken sind frei gesungen. Und die Menschen, die diese Lied sangen, wurden von der Polizei verhaftet und abgeführt. Was in einem Rechtsstaat niemals passieren darf. Es sind die Freigeister, die die Coronapolitik und generell das System hinterfragen. Deswegen finde ich dieses Lied auch so wichtig. Man muss sich auch an den Inhalt dieses Liedes erinnern, darum hab ich die Ausstellung so genannt.

Warum ist Ihnen das Thema der Freiheit so wichtig?

Ich habe vor fünf Jahren mit der Malerei begonnen, um meine Krankheit psychisch zu verarbeiten. Ich war an Multipler Sklerose (MS) erkrankt und habe Bilder gemalt, habe ausgestellt und dann kam dann plötzlich die Coronakrise. Das ganze Drumherum hat mich ganz schön skeptisch gemacht und ich bekam von Anfang an das Gefühl, dass da was nicht stimmt.

Warum?

Das war mir alles zu aggressiv von den Befürwortern dieser Coronakrise. Ich bin aus diesem Gefühl heraus dann recht früh an Wolfgang Wodarg gekommen und habe mir seine Interviews angehört. Dann folgten Sucharit Bhakdi, Bodo Schiffmann und mein Gefühl, dass da etwas nicht stimmen kann, wurde bestätigt. Ich habe angefangen mich mit den Menschen zu beschäftigen, die ebenfalls skeptisch sind. Dann fing ich an auf Demonstrationen zu gehen, aber ohne, dass ich zunächst wirklich wollte, dass dieses Thema in meine Malerei mit eingeht. Das hat sich so entwickelt.

Wie kamen Sie überhaupt zur Malerei?

Mein Neffe ist Maler und Künstler. Jetzt ist er Anfang 20. Schon mit 14 Jahren fing er an und er hat es wirklich drauf. Kunst war immer sein Ding und ich habe immer sehr viel mit ihm über Kunst gesprochen. Als er sein Abitur machte, hat er mir von einem Dokumentarfilm von Julian Schnabel über Jean-Michel Basquiat erzählt. Basquiat ist ein bekannter Künstler aus den 80er-Jahren aus New York, der Street-Art machte.

Was interessierte Sie an dieser Form der Kunst am Bau?

Ich schaute mir den Film an und war total angezogen davon, was er malte und wie er malte. Er malte dreckig und schmutzig und machte sich da gar keine Matte, was die anderen über ihn denken.

Inwiefern?

Bis dahin hatte ich immer das Gefühl, wenn ich male, wenn ich Künstler sein wollte, müsste ich ordentlich malen, müsste ich realistisch malen. Während des Films hat sich bei mir eine Blockade gelöst. Ich hatte vorher schon mit dem Gedanken gespielt, mal ein Bild zu malen. Ich hatte sogar schon Leinwände und Farbe zu Hause. Der Film war noch nicht zu Ende, da fing ich bereits zu malen an und das Ergebnis gefiel mir. Ich dachte zwar: Ist ein bisschen klein das Format, aber vielleicht habe ich es ja doch drauf. Ich malte mal weiter. Das zweite Bild war total scheiße. Hat mir gar nicht gefallen. Dann holte ich mir noch ein großes Format, 120 x 90cm, geholt – das war damals  schon sehr groß – und hab darauf gemalt. Das Ergebnis hat mich überzeugt. Und dann habe ich weiter gemalt.

Also kommt dieser Street-Art-Style nicht dadurch, dass Sie früher mal Sprayer waren, sondern eher durch Jean Michel Basquiat?

Ich habe mit Freunden auch gesprüht. Ich war aber nicht wirklich aktiv im Malen und Gestalten. Ich war eher so der Tagger, der Schmierer; einfach den Namen verbreiten. Freunde von mir, die haben eher so die schönen Sachen gemalt. Ich habe mir das angeguckt und war begeistert. Ich nahm die Dose in die Hand, aber die Dose war nie so meins. Ich fand schon immer den Pinsel cooler.

Mit welcher Farbe arbeiten Sie jetzt?

Ich male hauptsächlich mit Acryl.

Sie sagten, dass Sie durch Malen ihre Krankheit verarbeiten. Können Sie mir mehr dazu erzählen?

Ich  habe MS. Das ist eine chronische Krankheit der Nerven. Der Körper greift die Nervenfasern, beziehungsweise die Myelinschicht um die Nervenfasern an. Es ist eine Autoimmunerkrankung. Und wenn die Myelinschicht an den Nerven nicht mehr ist, können die Nerven den Strom nicht leiten, den wir brauchen um Muskeln zu kontrahieren.

Wie hilft Ihnen das Malen dabei?

Wenn du so eine Krankheit hast, dann arbeitet dein Kopf ganz schön. Du hast Ängste, Zukunftsängste und machst dir Sorgen und fragst dich: Bin ich in der Schulmedizin gut aufgehoben? Diese Ängste drücken die Psyche und dann muss man was finden. Entweder machst du Sport oder du gehst zum Therapeuten oder du malst halt. Bei mir war es das Malen, was mich frei gemacht hat. Generell wenn ich male, geht es mir gut. Ich fühle mich klasse und mache mir auch psychisch weniger Sorgen. Inzwischen hat sich das auch auf den Alltag so übertragen, dass die Malerei auch mein Charakter geprägt hat.

Seit wann sind Sie an MS erkrankt?

Ich habe in jungen Jahren in einer Fleischerei gearbeitet und da hatte ich einen Arbeitsunfall. Ich hatte die Nacht durch gefeiert, bin zur Arbeit gegangen und habe mir beim Messerschleifen in den Finger geschnitten. Im Krankenhaus musste die Wunde geklammert werden und ich habe zum Ende hin eine Tetanusspritze bekommen. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Ein paar Wochen später fingen meine Finger an taub zu werden. Mein kleiner Finger an der linken Hand. Dann mein Ringfinger an der linken Hand. Das war am Anfang aber erstmal alles. Mit der Zeit passierte das Gleiche auch mit meinem Fußknöchel. Mein Knöchel war auch taub, doch das ging schnell weg. Er war einfach nicht mehr so belastbar und stabil. Ich bin schnell eingeknickt, bin gestolpert beim Laufen und solche Sachen. Ich habe mir aber, wie gesagt, nicht viel gedacht. Inzwischen denke ich, dass die Impfung ihren Teil dazu beigetragen hat, dass ich krank geworden bin.

Sie hatten Zweifel an Impfungen also bereits vor den Corona-Impfstoffen?

Ja, natürlich. Viele Jahre davor. Meine Tochter ist jetzt 14 Jahre alt. Als sie geboren wurde, hatten wir eine Hebamme, von der ich zum ersten mal von Impfgegner erfuhr. Damals dachten meine Partnerin und ich: Wie Impfgegner? Impfen ist doch gut! Warum ist irgendjemand dagegen? Dann dachte ich aber: Na gut, das muss ich mir mal anhören. Ich wollte einfach erfahren, was deren Meinung ist. Ich hörte mir das an und ihre Kritik klang plausibel.

Warum?

Zahlreiche Ärzte dieser Richtung sagten, dass Impfverstärker wie Aluminiumverbindungen und Quecksilberanteile den Impfstoffen zugefügt werden, damit sie die Genehmigung bekommen, den Stoff als Impfstoff zu verkaufen; Pharmaindustrie eben. Mein Arbeitsunfall und meine Erkrankung lag weit vor der Geburt meiner Tochter. Und als mir die Hebamme das erzählte, musste ich mich an den Unfall erinnern damals. Und an die Tetanusimpfung, die ich gleich danach bekam, und es gleich danach mit meiner Gesundheit bergab ging. Ich finde es ist naheliegend, dass das mit der Impfung zu tun hat. 

Sind Sie deswegen auch skeptisch gegenüber der Corona-Impfung geworden?

Seitdem ich die Impfung skeptisch sehe, lasse ich mich auch gar nicht mehr impfen. Ich bin der Impfgegner in unserer Familie. Meine Familie unterstützt mich 100 Prozent in allem, was ich mache. Meine Familie ist richtig cool.

Hat sich Ihre Kunst in den letzten drei Jahren verändert?

Sie hat sich stilistisch verändert. Vorher hatte ich versucht, mich an den Expressionismus zu halten, was sich mit dem Comichaften vermischt hat. Jetzt erst ist es massiv Street-Art geworden. Ich habe meine Kunst schon immer mit der Straße verbunden. Während der Coronakrise fing ich zum ersten Mal an auf Demonstrationen zu gehen. Das hat sich dann stilistisch niedergeschlagen.

Wo war Ihre erste Demonstration?

Am Brandenburger Tor, die wurde natürlich irgendwie aufgelöst und wir wollten weiter zum Alex ziehen. Vor der Russischen Botschaft kam es zum Stopp und ein Aktivist aus der Demokratiebewegung, Miguel hieß er, drehte seine Anlage mitten auf der Straße auf und wir alle fingen an zu feiern. Das beeindruckte mich, ich war angefixt und seitdem bin ich fast auf alle Demos gegangen.

Was erwartest uns am 28.-30. April auf Ihrer Ausstellung?

Ich habe während der Coronapandemie viel gemalt. Ich habe sozusagen die Coronapandemie in Bildern dokumentiert. Jetzt präsentiere ich das gesammelte Ergebnis.

Möchten Sie auch ihre Bilder verkaufen?

Nein, erstmal noch nicht.

Wenn Sie gestatten diese Frage: Hä?

Weil meine Bilder erstmal gesehen werden müssen. Ich will, dass viele Menschen meine Bilder sehen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Ich möchte auch, dass sich die Leute durch meine Bilder mit der Coronapolitik auseinandersetzen und Aufklärung fordern. Das Volk muss auf die Straße gehen und eine Aufarbeitung fordern und die Verantwortlichen vor Gericht bringen.

Ein Bild von Ihnen nennen Sie Was ist mit dem Nürnberger-Kodex?, also dem Kodex, den sich die internationale Ärzteschaft nach 1945 gab, damit es niemals wieder zu medizinischen Menschenversuchen und Zwangsmedizin kommt. Frage zurück: Was ist mit diesem Kodex heute?

Die Ärzte haben überall den Hippokratischen Eid, zumindest in irgend einer Form, und sie haben den Nürnberger Kodex. Hätten sich die Ärzte an eines der beiden wichtigen Versprechen an uns Menschen gehalten, wäre es gar nicht soweit gekommen, dass sie diese experimentellen Corona-Impfstoffe gespritzt hätten. Sie hätten Fragen gestellt. Es wäre zu mehr Diskussion gekommen. Vielleicht hätten wir das Schlimmste abwenden können, hätten sich die Ärzte an ihren Eid oder den Kodex gehalten.

Jetzt hatte ja auch die Bild beispielsweise den kritischen Arzt Gunter Frank zu Gast oder fordert, dass Karl Lauterbach zurücktritt. Was halten Sie von diesen Medien, die sämtliche Maßnahmen der Regierung unterstützten und nun eine 180 Grad Wende in der Berichterstattung vornehmen?

Ich finde es gut. Selbstverständlich ist es geheuchelt, aber solange es dem Ziel der Aufklärung dient, ist es ok. Denn den Leuten, die rumheucheln, denen wird zugehört. Denen wird schon von Anfang an zugehört. Und wenn die jetzt anfangen, sich auf unsere Seite zu stellen, dann ist es erstmal gut für die Sache der Aufklräung. Ich persönlich denke: Mit euch Heuchlern werde ich nicht abhängen und abends ein Bier trinken gehen, aber an sich finde ich erstmal gut, dass nun dort auch die kritischen Stimmen zu Wort kommen. Ich will sehen, wie es weiter geht. Für mich ist jedoch klar: Die Verantwortlichen müssen vor Gericht. 

Ja, wenn wir schon über die Zukunft sprechen. Eine andere Bildunterschrift heißt: Was bringt uns die Zukunft? Freiheit oder die Schöne Neue Welt? Frage zurück: Was bringt uns die Zukunft?

Wir sind gerade am Scheidepunkt. Entweder wird jetzt sich das Volk gegen die Unterdrücker auflehnen und Freiheit und Demokratie einfordern und umsetzen. Oder es kommt zur schönen neuen Welt, die der Autor Aldous Huxley beschrieb. Eine angebliche freie neue Welt, die aber gar nicht frei ist, sondern faschistisch. Wir sind gerade an der Stelle, wo wir uns entscheiden können und müssen, in welche Richtung es geht. Entweder in die Kontrolle oder in die Freiheit.

Apropos faschistisch. Wurden Sie auch schon als Nazi bezeichnet?

Ich bin meistens auf den Demos mit Rohan unterwegs. Er kommt aus Indien. Er schiebt mich. Er, ein krass Dunkelhäutiger und ich, ein Behinderter wurden regelmäßig von den Gegendemonstranten und Passanten die an der Seite standen als Nazis beschimpft. Aber ich stehe drüber. Mir ist es egal. Ich bin in Neukölln in den 90ger-Jahren aufgewachsen. Ich habe schon Schlimmeres erlebt als dass man mich als Nazi beschimpft hat.

Was ist das Beste was Ihrer Ausstellung passieren kann?

Dass noch mehr Menschen auf meine Kunst aufmerksam werden, dass ich mein Netzwerk erweitere, dass ich Leute kennenlerne, die mit mir zusammen politische Kunst machen wollen, regelmäßig ausstellen wollen, um einfach mal laut zu werden und zu zeigen: Hey, die Kunstszene, die folgt nicht nur der Leitlinie, sondern wir können auch anders. Wir sind viele, die anders sind und anders denken und kritisch sind.  

Ich sehe hier eine Menge Pimmel. Was will mir der Künstler damit sagen?

Naja, da ist das Boostershot- Bild – das hat einen Pimmel. In den Eiern ist aber eine tote Samenzelle, die auf Unfruchtbarkeit hinweist. Und dann das Gender-Pimmel-Monster. Die anderen Pimmel tauchen nur in meinen alten Arbeiten auf. Für mich sind diese Penisse befreiend. Ich war, bevor ich anfing zu malen, sehr introvertiert. Ich hatte viel Angst, viele Zukunftstängste und mit der Malerei hat sich das gelöst. Der kindische Pimmel-Humor, den ich in jungen Jahren mit meinem damaligen besten Freund geteilt habe, kommt da vielleicht unterbewusst raus.

Vielen Dank für dieses Interview.

Ich danke auch.